Datenpool.
Ökobilanzierung schafft Vergleichbarkeit.

Der Pool an Daten ist schon jetzt enorm und er wird weiterwachsen. Über 1.400 Datensätze für Bauprodukte, die der EN 15804 (Nachhaltigkeit von Bauwerken) entsprechen, finden sich bereits auf ÖKOBAUDAT, der Online-Plattform des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB). Die Plattform mit Daten, Informationen und Links rund um die Ökobilanzierung von Bauwerken ist auch für Bockermann Fritze plan4buildING ein wichtiges Tool. „Hier ist der ökologische Fußabdruck der Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinterlegt“, erklärt Geschäftsführer Martin Pollpeter. „Das globale Treibhauspotenzial – Global Warming Potenzial (GWP) – ist dabei eine wichtige Größe für uns“, fügt Architektin Andrea Rethmeier hinzu.

Autorin: Corinna Bokermann

Die Ressourcen, die in Gebäuden verbaut werden, sind zu wertvoll, zu rar und zu energie- und CO2-intensiv produziert, als dass man sie sorglos verschwenden oder gar wegwerfen sollte. „Der Anteil an grauer Energie in der Konstruktion – also CO2-Emissionen, die in Gebäuden gebunden bzw. verbaut werden – gewinnt in der Gesamtbetrachtung prozentual immer mehr an Bedeutung. Der CO2-intensive Energieverbrauch, beispielsweise für das Heizen in der Nutzungsphase, geht unter anderem durch optimierte Gebäudehüllen, Photovoltaik oder Geothermie immer weiter zurück“, sagt Dipl.-Ing. Andrea Rethmeier. Früher war der laufende Betrieb eines Gebäudes der Hauptverursacher von CO2-Emissionen. Das ist Geschichte. 

ÖKOBAUDAT liefert alle erforderlichen Basics für die Erstellung von Gebäude-Ökobilanzen und hält Datensätze zu Baumaterialien, Bau-, Transport-, Energie- und Entsorgungsprozessen parat. Geordnet nach Kategorien wie mineralische Baustoffe, Dämmstoffe, Holzprodukte oder Metalle und viele mehr. Die Plattform schlüsselt alle eingesetzten Baustoffe nach ihren klima- und umweltrelevanten Wirkungen über den gesamten Lebenszyklus auf – von der Herstellung über die gesamte Nutzungsdauer bis zum Rückbau bzw. Recycling oder zur Entsorgung der Materialien. Die für die Ökobilanzierung erforderlichen Massen ermittelt Bockermann Fritze plan4buildING mithilfe des über den BIM ausgearbeiteten Bauteilkatalog. Im Variantenvergleich lässt sich dann beispielsweise die Frage, ob ein Teppich oder ob Fliesen einen besseren ökologischen Fußabdruck besitzen, beantworten. „Einen Teppich muss man häufiger austauschen, Fliesen sind dagegen langlebiger, wenn man den Lebenszyklus betrachtet. So kann ein Bauprodukt, das beim einmaligen Einbau eine bessere Bilanz aufweist, langfristig durch den immer wieder erforderlichen Austausch ökologisch durchaus doch die schlechtere Wahl sein. Das heißt, es gilt bei der Planung von Bauwerken von Anfang an langfristig zu denken, wenn es um die Materialität geht“, unterstreicht die Architektin. „Üblicherweise wird die Ökobilanz über einen Zeitraum von 50 Jahren, im Bereich Logistik und Produktion allerdings abweichend mit zum Teil 20 Jahren gerechnet. Das schafft Vergleichbarkeit“, erklärt Dipl.-Ing. Martin Pollpeter. 

Bereits in der Entwurfs- und Konzeptionsphase berücksichtigt das Team von Bockermann Fritze plan4buildING die Datensätze für die Ökobilanzierung und bezieht sie so in die Entscheidungsfindung des Bauherrn ein. „Dadurch lässt sich eine fundierte Entscheidungsgrundlage schaffen. 

Und zwar nicht nur mit Blick auf die Investitionskosten, sondern auch auf den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes“, macht Andrea Rethmeier deutlich, die neben der Ökobilanzierung auch die Kosten über den gesamten Lebenszyklus in den Blick nimmt. „Man kann so unter anderem die Menge an CO2, die man im gesamten Lebenszyklus erzeugt, rechnerisch gegenüberstellen und bewerten.“ 

Dafür wird der Lebensweg von Bauprodukten – definiert durch die EN 15804 – in einzelne Module aufgeschlüsselt: von der Herstellungsphase, beginnend mit der Rohstoffbereitstellung, bis zur Entsorgungsphase, zum Beispiel der Deponierung. Dadurch entsteht Klarheit, zu welchem Zeitpunkt mit welchen Umweltbelastungen bzw. -entlastungen zu rechnen ist. „Im Rahmen einer Gebäude-Ökobilanz zieht man je nach Bewertungssystem, zum Beispiel das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen des Bundes (BNB) oder das der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGN), einzelne Module für die Berechnung heran“, so Andrea Rethmeier. In der Regel sind dies die Rohstoffbereitstellung (A1), der Transport (A2), die Herstellung (A3), die Instandhaltung (B2), der Ersatz (B4), der betriebliche Energieeinsatz (B6), die Abfallbewirtschaftung (C3), die Deponierung (C4) sowie das Wiederverwendungs-, Rückgewinnungs- und Recyclingpotenzial (D). Allerdings gibt es differierende Ansätze. „So betrachtet beispielsweise das BNB im Gegensatz zur DGNB das Modul D Recyclingpotenzial aktuell noch nicht“, stellt Andrea Rethmeier fest.

Doch auch Energiekosten fließen in die Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, kurz LCA) ein. Die Bausteine B2 (Instandhaltung) und B4 (Ersatz) werden zum Beispiel über die Austauschzyklen der einzelnen Bauteile berücksichtigt. Da der Betrachtungszeitraum innerhalb der Nachhaltigkeitsbewertung systembedingt vorgegeben ist – in der Regel ein Zeitraum von 50 Jahren –, fallen sie nur an, wenn in dieser Zeit ein Austausch objektiv bzw. nach der offiziellen BBSR-Tabelle „Nutzungsdauern von Bauteilen zur Lebenszyklusanalyse nach BNB“ zu erwarten ist. Teppich wird also aufgrund seiner erwartungsgemäß kürzeren Lebensdauer durchaus Werte aufweisen, Beton aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit dagegen nicht. „Die Grundlagen der Berechnung sind umfangreich geregelt, um eine Vergleichbarkeit für die Ökobilanzierung zu schaffen“, macht Martin Pollpeter deutlich. „Und es gibt den Vergleich mit Benchmarks, um zu sehen, wo man im allgemeinen Vergleich liegt.“

"Der Anteil an grauer Energie in der Konstruktion – also CO2-Emissionen, die in Gebäuden gebunden bzw. verbaut werden – gewinnt in der Gesamtbetrachtung prozentual immer mehr an Bedeutung."
 

- Andrea Rethmeier

ÖKOBAUDAT ist für Bockermann Fritze plan4buildING ein wesentliches Planungs- bzw. Analyseinstrument, wenn es um die Nachhaltigkeit von Gebäuden geht. Denn ökologisch bauen zu wollen, wirkt sich von Anfang an auf die Konzeption von Gebäuden aus. „Allerdings ist die Frage, ob Stahlbeton oder Holz bzw. Stahlträger für eine Halle zum Einsatz kommen, nicht ausschließlich unter ökologischen Aspekten zu sehen“, betont Martin Pollpeter. „Auch Brandschutzanforderungen müssen beispielsweise von Anfang an mitgedacht und eruiert werden. Entsprechend ist die Konstruktion zu wählen.“ Allerdings gilt ganz generell: Je konkreter die Planung ist, desto konkreter ist auch die Bilanz. „Sie lässt sich immer weiter verfeinern“, erklärt Andrea Rethmeier. Beispielsweise mit der eLCA-Software, einem Online-Ökobilanzierungswerkzeug für Gebäude, lassen sich die Umweltwirkungen von Gebäuden schließlich unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus bestimmen und bewerten. Hierbei werden die einzelnen Baustoffe bzw. Bauteile in der Software mit den Datensätzen von ÖKOBAUDAT verknüpft.

„ÖKOBAUDAT ist ein wichtiger Baustein in der Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden, da sie die zugrunde zu legenden Daten für belastbare Ökobilanzen im Gebäudesektor zur Verfügung stellt“, unterstreicht Andrea Rethmeier. Durch die Möglichkeit, Vergleiche zu ziehen, trägt die Datenbank dazu bei, Optimierungspotenziale in Konstruktion und Ressourceninanspruchnahme aufzuzeigen sowie schädliche Umweltwirkungen zu identifizieren und zu reduzieren. Die Umsetzung erfolgt dann auf der Baustelle. Davor liegt viel Verknüpfungsarbeit. „Bauvorhaben in ihren Massen vollumfänglich zu erfassen, darin steckt viel Detailarbeit“, bekräftigt Martin Pollpeter. „Alle Massen lassen sich aus den Zeichnungen ziehen. Dafür braucht es allerdings penibel und sauber ausgearbeitete Planungsunterlagen“, so Andrea Rethmeier. 

„Vor allem aber planen wir im Sinne unserer Auftraggeber“, resümiert Martin Pollpeter. „Denn der ökologische Anspruch beim Bauen kann sowohl auf einzelne Aspekte eines Bauvorhabens als auch auf das komplette Bauprojekt abzielen. Wir beraten unsere Kundinnen und Kunden umfänglich und wissen die Daten zu nutzen.“