Durch Daten Ströme lenken.
Analytik und Mobilitätsmanagement.

„Ohne Daten geht im Fachbereich Analytik und Mobilitätsmanagement nichts“, weiß Muhammad Akhter. Doch wie, wo und wofür genau sie erhoben werden, ist ein komplexes Thema. Genau das gefällt dem Verkehrsingenieur, der seit 2019 bei Bockermann Fritze arbeitet und seit Oktober 2023 Fachbereichsleiter ist, so gut an seinem Aufgabenbereich.

Autorin: Stefanie Gomoll

Ein aktuelles Beispiel, für das die Verkehrsanalytik gebraucht wird, ist der neue Jahnplatz in Bielefeld, an dessen Gestaltung Bockermann Fritze mitgearbeitet hat. Um die Verkehrsströme sinnvoll lenken zu können, wurde eine sogenannte multimodale Betrachtung gewählt, also alle Verkehrsmittel einbezogen: Wie viele zu Fuß Gehende und Radfahrende kreuzen den Platz zu einer bestimmten Zeit und wie viele Personen steigen in einen Bus ein oder aus? „Mit diesen und weiteren Daten konnten wir vor dem Umbau simulieren, was zu den Verkehrsspitzenzeiten los sein wird“, erklärt Muhammad Akhter. Zugleich ist das ein gutes Beispiel für die mikroskopische Ebene, auf der Verkehrsdaten eher kleinteilig erhoben werden. „In der Stadt Enger haben wir beispielsweise eine Haushaltsbefragung zum Mobilitätsverhalten durchgeführt“, ergänzt der Fachbereichsleiter. Über genaue Wegeprotokolle – welche Wege wurden an einem bestimmten Stichtag zu welchem Zweck und mit welchem Verkehrsmittel zurückgelegt – ergibt sich ein Bild des Mobilitätsverhaltens. Also ob Menschen den Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen eher mit dem Bus, zu Fuß, dem Rad oder dem eigenen Auto zurücklegen.

Daten braucht es aber auch, um zu entscheiden, wer bei der Ampelschaltung Vorrang hat. Dafür werden die Verkehrsströme an Knotenpunkten benötigt: Wie viele Fahrzeuge biegen an einer Kreuzung links oder rechts ab? Die Daten für die Verkehrsuntersuchungen erhebt das Unternehmen selbst. Etwa mittels spezieller Kameras, die Gesichter und Kennzeichen aus Datenschutzgründen nicht erfassen, sondern nur die genaue Anzahl der Fahrzeuge, die auf einer bestimmten Strecke unterwegs sind. Darüber hinaus kann BFI für makroskopische Verkehrsmodelle, die zum Beispiel Pendlerströme einbeziehen, auf vorhandene öffentliche Datensätze zugreifen oder sie erwerben. Auf Bundes- und Landesstraßen gibt es amtliche Verkehrszählungen, die alle fünf Jahre erhoben werden. Auch die Daten der Mobilitätsstudie „Mobilität in Deutschland“ (MiD) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr werden bei Bockermann Fritze genutzt.

Benötigt werden all diese Daten immer dann, wenn sich etwas verändert. „Wenn der Straßenraum umgestaltet oder gar neue Straßen gebaut werden sollen, braucht es Verkehrsanalysen, um diese Maßnahmen zu begründen und abzuwägen“, erklärt Muhammad Akhter. Aber auch jedes größere Bauvorhaben, jede Schulerweiterung oder der Bau eines Supermarkts führen dazu, dass das zukünftige Verkehrsaufkommen mit dem aktuellen verglichen und berechnet werden muss bzw. ob es verträglich sein wird. Ob durch die Veränderungen zu viel Verkehr entsteht, worauf mit Maßnahmen wie einem neuen Kreisverkehrsplatz, einer veränderten Ampelschaltung oder auch Straßenneubau reagiert werden muss. „Die überörtlichen Verkehrsprognosen des Landes oder des Bundes helfen uns bei unseren Verkehrsuntersuchungen. Wenn ich eine Verkehrsuntersuchung für die Planung eines Neubaugebiets durchführe, muss ich zehn Jahre in die Zukunft schauen und Verkehrsmengen prognostizieren können“, so der Fachbereichsleiter.

Aktuell ist der Impuls der Verkehrspolitik allerdings, den Bau von neuen Straßen zu vermeiden. „Früher wurde oft das Auto priorisiert, weniger der Radverkehr betrachtet oder die zu Fuß Gehenden und der ÖPNV; das rückt jetzt mehr ins Licht“, weiß der Verkehrsingenieur. „Wir erstellen auch Verkehrskonzepte, um die Mobilitätswende mitzugestalten. Planungen, die nur den Autoverkehr priorisieren, erhalten keine Fördermittel, wenn sie den Zielen der Landesverkehrspolitik nicht entsprechen.“ Und die setzt als Antwort auf den Klimawandel auf ein verändertes Mobilitätsverhalten. „Es ist spannend, wie viele Fäden bei uns zusammenlaufen“, resümiert Muhammad Akhter. „Es geht nicht nur um reine Daten, sondern auch um Verkehrspolitik.“